Es ist schon merkwürdig genug, wohin eigentlich Figuren verschwinden, wenn sie in einem Stück oder einer Oper von der Bühne abgehen. Wohin aber verschlägt es Sängerinnen und Sänger, die ihr Leben lang vor den Rängen ihrer Opernhäuser Arien, ja gar Bravour-Arien gesungen haben? Daniel Schmid ist für seinen 1984 in die Kinos gelangten Dokumentarfilm „Il bacio di Tosca“ der Spur einiger Opernsängerinnen und Opernsänger nachgegangen. Diese hat ihn zu einem 1896 von Giuseppe Verdi gegründeten Seniorenheim geführt, in die Casa Verdi, wo gealterte Chorsängerinnen, Primadonnen und Musiker einen Alterssitz finden. Schmid porträtiert auf feinfühlige, humorvolle Art und offenen Ohrs die Erzählungen und Anekdoten rund um ein Leben nach und neben der grossen Bühne.
Während der Film bei seinem Erscheinen international viel Beachtung fand, hielt sich die Herzlichkeit in Verdis Mutterland merkwürdigerweise in Grenzen. Rund dreissig Jahre später feierte „Il bacio di Tosca“ an den Venezia Classici eine zweite Premiere und erfuhr eine Anteilnahme, die auch die in die Jahre gekommenen Sängerinnen und Sänger in der Casa Verdi zuweilen ihren eigenen frühen Aufnahmen zukommen lassen.
Film: Il Bacio di Tosca, Daniel Schmid; CH 1984, I/d, 87′
Wann 19. Januar 2016, Film ab 20 Uhr, Bar ab 19 Uhr
Wo: Lichtspiel / Kinemathek Bern
Mit dem monatlichen Programmfenster “Archivschätze (ehemals Sortie du labo)” bietet das Lichtspiel in Zusammenarbeit mit der Cinémathèque suisse und Memoriav die Gelegenheit, restaurierte Filme aus der Schatztruhe der Cinémathèque suisse zu entdecken. Weitere Informationen und nächste Vorführungen